Deine Gedanken müssen nicht der Realität entsprechen – wie du lernst, deinen Gedanken nicht alles zu glauben
- Colleen Strätz
- 1. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Wir alle denken. Permanent. Etwa 60.000 Gedanken schwirren uns täglich durch den Kopf ... viele davon automatisch, unbewusst und wiederkehrend. Doch was, wenn genau diese Gedanken gar nicht der Wahrheit entsprechen?
Wenn Gedanken zur Realität werden (obwohl sie es nicht sind)
Vielleicht kennst du das: Du gehst aus einem Gespräch und denkst „Ich hab bestimmt etwas Falsches gesagt.“ Oder du siehst eine Nachricht, die unbeantwortet bleibt, und sofort taucht der Gedanke auf: „Sie mag mich wohl nicht mehr.“
Solche Gedanken fühlen sich real an. Dein Körper reagiert, dein Herz schlägt schneller, du ziehst dich zurück, als wäre das, was du denkst, tatsächlich passiert. Doch: Nur weil du etwas denkst, heißt das nicht, dass es stimmt.
Gedanken sind wie Wolken.... sie ziehen vorbei. Manche sind dunkel und schwer, andere leicht und hell. Doch keine von ihnen definiert den Himmel selbst.
Warum dein Gehirn dich manchmal täuscht
Psychologisch gesehen ist unser Gehirn ein „Vorhersageapparat“. Es versucht, ständig Bedeutungen zu interpretieren, Lücken zu füllen und Gefahren zu vermeiden. Das Problem: Diese Schutzfunktion kann dazu führen, dass du Interpretationen mit Tatsachen verwechselst.
Beispiele:
- Du siehst ein Stirnrunzeln = „Er ist sauer auf mich.“
- Du wirst kritisiert = „Ich bin nicht gut genug.“
- Du fühlst Angst = „Etwas Schlimmes wird passieren."
Dabei ist all das oft nur eine mentale Geschichte, nicht die Realität selbst.
Wie du lernst, Abstand zu deinen Gedanken zu gewinnen
1. Beobachte deine Gedanken, statt sie zu glauben. Frage dich: Ist das eine Tatsache oder eine Interpretation? Schon diese kleine Pause schafft Bewusstsein.
2. Schreibe deine Gedanken auf. Im Journaling erkennst du, wie oft du dieselben Denkmuster wiederholst. So kannst du sie besser hinterfragen.
3. Suche Beweise: für und gegen deinen Gedanken. Oft stellst du fest: Der „Beweis“ existiert nur in deinem Kopf.
4. Benutze eine neue Sprache. Statt „Ich bin nicht gut genug“ = „Ich denke gerade, dass ich nicht gut genug bin.“ Diese kleine Veränderung zeigt: Der Gedanke ist nicht du.
Gedanken sind nicht die Wahrheit, aber sie zeigen dir etwas
Gedanken sind Hinweise. Sie zeigen dir, wo deine Unsicherheiten, Bedürfnisse oder alten Wunden liegen. Wenn du lernst, sie nicht als absolute Wahrheit, sondern als Botschaft zu sehen, öffnet sich ein Raum für Selbstmitgefühl und Veränderung. Du musst deinen Gedanken nicht glauben, um dich selbst ernst zu nehmen. Manchmal ist der wichtigste Schritt: Einen Gedanken zu sehen und ihn trotzdem ziehen zu lassen.
Affirmation:

FAQ
1. Wie erkenne ich, ob ein Gedanke wahr ist oder nicht?
Frage dich: Kann ich diesen Gedanken objektiv beweisen? Wenn du Beweise nur in deiner Interpretation findest, ist es vermutlich eine Annahme, keine Tatsache.
2. Was kann ich tun, wenn negative Gedanken immer wiederkommen?
Behandle sie wie alte Bekannte: Begrüße sie, aber lass sie nicht bei dir einziehen. Journaling oder Achtsamkeitsübungen helfen, Abstand zu gewinnen.
3. Ist es nicht gefährlich, Gedanken einfach zu ignorieren?
Nicht ignorieren, sondern beobachten. Gedanken dürfen da sein, ohne dass du sie für wahr hältst. Das ist gesunde Distanz, kein Verdrängen.
Wie kann Therapie dabei helfen?
Therapeutische Begleitung (z. B. kognitive Verhaltenstherapie oder achtsamkeitsbasierte Ansätze) hilft, automatische Gedankenmuster zu erkennen und neue Bewertungen zu lernen.




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